Künstliche Intelligenz bietet ein enormes Potential für die medizinische Praxis und Forschung, was sich unter anderem in den 29 von der US-amerikanischen FDA zugelassenen KI-basierten Medizinprodukten von 2016 bis 2020 zeigt. Die Zahl der Zulassungen wird in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter steigen, woraus sich zahlreiche technische, rechtliche und ethische Herausforderungen ergeben. Auch in Europa wird deswegen die Regulierung von KI in der Medizin diskutiert, um einerseits die technischen Potentiale zu nutzen und andererseits europäische Werte und Grundrechte zu wahren. Dabei sind insbesondere Fragen zur Verantwortung, zur Güte von Daten und Algorithmen sowie zum Schutz individueller Gesundheitsdaten umstritten.

Das Symposium „KI in der Medizin“ der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) befasste sich daher mit dem Dilemma zwischen Datennutzung und Datenschutz und suchte nach Lösungen für eine sinnvolle und gewinnbringende Nutzung digitaler Daten in der medizinischen Forschung. Auch ethische Fragen zum „richtigen“ Umgang mit den Ergebnissen von KI in der Medizin wurden diskutiert. Die aktuelle Ausgabe der „Denkanstöße“ der BBAW sind das Resultat dieses Symposiums und dem Thema „Künstliche Intelligenz in der Medizin“ gewidmet. Rico Barth, Peter Ganten und Manuela Urban von der OSB Alliance haben mit ihrem Beitrag „Nachhaltige Medizin braucht Open Source“ (Seite 75) auf die aus der Sicht der OSB Alliance besonders große Notwendigkeit der digitalen Souveränität in der Medizin hingewiesen. Die Einführung in den Text lautet:

Nachhaltige Medizin braucht Open Source

„Es gibt wohl keinen Lebensbereich, in dem die Digitalisierung so viele Chancen und Gefahren birgt wie in der Medizin. Die digitale Vernetzung von Forschung und Entwicklung mit Erkenntnissen und Daten aus der Praxis ermöglicht Fortschritte in der Diagnose und Therapie, die ohne Technologie auf höchstem Niveau undenkbar sind. Information ist eine der wertvollsten Ressourcen unserer Zeit und ihre sinnvolle Nutzung und Verbreitung eröffnet auch in der Zukunft ungeahnte Chancen für die Gesundheit der Menschen weltweit. Gleichzeitig berührt Gesundheit die Intimsphäre jedes Menschen, deshalb ist es gerade hier besonders wichtig, dass jeder Missbrauch dieser persönlichen Informationen in der Nutzung, Sammlung und Weitergabe strikt unterbunden wird. Open Source und die damit verbundene digitale Souveränität ermöglicht ein Zusammenspiel von Offenheit, Transparenz, offenem Austausch, Datensouveränität und Datenschutz. Als Kompetenznetzwerk von Open-Source-Unternehmen und -Experten setzt sich die Open Source Business Alliance seit Jahren für die Förderung von digitaler Nachhaltigkeit, Resilienz und digitaler Souveränität ein und steht als Verband beratend und unterstützend zur Verfügung, um Open-Source-Technologie auch im Bereich der Medizin zum nationalen, europäischen und internationalen Standard zu machen.“

Wir freuen uns sehr, Ihnen die spannende Schriftenreihe „Künstliche Intelligenz in der Medizin“ im vollen Umfang hier präsentieren zu dürfen.