Es ist noch nicht „Public Money, Public Code!“, wie es unter anderem die OSB Alliance fordert. Aber auf dem Weg dahin ist Open Data ein wichtiges Zwischenziel. Ein gutes Beispiel liefert Münster. Von Ludger Schmitz*

Münster hat das Image, tief-schwarz zu sein, regiert von katholischen Bischöfen (Ausnahme 1534 – 1535, „Täufer“) und seit dem II. Weltkrieg von der CDU (Ausnahme 1994 – 1999, Marion Tuns, SPD). Dazwischen sorgte angeblich noch der anarchische, „wilde Baron“ Gisbert von Romberg II. (1839-1897), Vorlage für den Roman „Der tolle Bomberg“, für spektakuläre Unruhe in der münsterländischen Ordnung. Ansonsten gilt hier der Spruch: „Entweder es regnet, oder es läuten die Glocken. Wenn beides zusammenfällt, ist Sonntag.“ Gleichwohl macht Münster auch fortschrittlich auf sich aufmerksam, nämlich mit seiner Orientierung auf Open Data.

Seit einigen Jahren gibt es eine Initiative „Code for Münster“. Die ist Teil des Netzwerks „Code for Germany“, einem Programm der „Open Knowledge Foundation Deutschland“. Code for Germany, 2014 entstanden, arbeitet in lokalen Gruppen, so genannten „Open Knowledge Labs“. Anfangs waren es acht, jetzt gibt es sie in 25 Städten. Am stärksten sind die im Rhein-Ruhr-Gebiet vertreten – in Bayern gibt es nur eins in München.

In einer Selbstdarstellung von Code for Germany heißt es: „Die Labs bestehen aus Interessierten zu Open Data. Dazu gehören auch Programmiererinnen und Designer. Sie erproben, wie Daten und Software dabei helfen können, die Städte und Nachbarschaften zu verbessern. Dazu wird Code für Dienste geschrieben und bestehende Daten so aufbereitet, dass sie von allen genutzt werden können.“ (Quelle: https://codefor.de/)

Die Gruppe in Münster besteht aus Softwareentwicklern aus Unternehmen und Studenten, vor allem aus dem Institut für Geoinformatik. Es ist naheliegend, dass diese ihre Arbeit auf Informationen für die Bürger der Stadt konzentrieren, die grafisch aufbereitet zur Verfügung gestellt werden. So gibt es hier nicht nur zahlreiche Informationen zur kommunalen Politik, sondern auch praktische Informationen wie Qualität der Trinkwasserversorgung, Karten zu Glascontainern, zum Weihnachtsmarkt (Wo sind die Glühweinstände?), zum Parkleitsystem samt Verfügbarkeit von Parkplätzen, zu Bautätigkeiten etc. Einige dieser Informationen sind als Apps für mobile Geräte aufbereitet.

Das Interessante daran ist, dass die zugrunde liegenden Informationen von städtischen Behörden kommen. Eine zentrale Rolle spielt dabei citeq, der kommunale IT-Dienstleister Münsters. Dessen Betriebsleiter Stefan Schoenfelder erklärt: „In den vorhandenen städtischen Daten schlummert umfangreiches Wissen, das wir – soweit rechtlich möglich – gerne dem gesellschaftlichen Miteinander zur Verfügung stellen möchten.“

Dabei ist Schoenfelder eins wichtig: „Die Daten sollten so veröffentlicht werden, dass sie von Computerprogrammen weiterverarbeitet werden können.“ Damit ist er, ohne den Begriff zu erwähnen, nahe an einer wichtigen Forderung der Open-Source-Gemeinde: Es ist noch kein Open Data, wenn Informationen in einem Format veröffentlicht werden, das sich nicht ohne weiteres weiterverarbeiten lässt. Vielmehr muss Open Data so angelegt sein, dass es die Bürger nicht zur Nutzung bestimmter proprietärer Formate und Software zwingt.

Ein Kernproblem von Open Data besteht darin, dass man zunächst einmal nicht weiß, was die Bürger und ortsansässige Unternehmen wissen möchten.

Das Stadtweinhaus (li.) neben dem alten Rathaus in Münster / Foto: Dietmar Rabich/Wikimedia_CC BY-SA 4.0

Das ist auch in Münster nicht anders. So läuft dort gerade eine vom Bundesland Nordrhein-Westfalen finanziell unterstützte Untersuchung, welche Daten zum Thema „Lebenslage Familie“ die Bürger interessieren. Mehr zu diesem Thema soll auf einem „Tag der Offenen Daten“ zu erfahren sein, den citeq und Code for Münster am 3. März im historischen Stadtweinhaus am Prinzipalmarkt in Münster veranstalten.

Das Ziel ist hochgesteckt, so Gerald Pape von der Initiative Code for Münster: „Kommunen verwalten eine Vielzahl von Daten, die mit Steuergeldern erhoben werden. Daher sollten diese mit öffentlichen Geldern erhobenen und verwalteten Daten für die Öffentlichkeit bereitgestellt werden. Davon ausgenommen sind natürlich besonders schützenswerte und personenbezogene Daten.“ Das ist die gleiche Argumentation wie bei „Public Money, Public Code!“

*Ludger Schmitz ist freiberuflicher Journalist in Kelheim.