In diesen Tagen feiert ein besonders erfolgreiches Open-Source-Projekt Geburtstag: Die Cloud-Umgebung OpenStack besteht seit fünf Jahren – und gibt sich eine neue Struktur.

Von Ludger Schmitz*

Am 19. Juli 2010 verkündeten die NASA und Rackspace offiziell den Start der gemeinsamen Initiative OpenStack, um eine Cloud-Umgebung zu entwickeln. Open-Source-Softwarekomponenten sollten es IT-Anbietern und -Anwendern ermöglichen, Public und Private Clouds zu erstellen. Dazu hatte es wenige Tage zuvor einen „Design Summit“ gegeben. An dem waren neben bekannten Branchennamen wie AMD, Citrix, Dell, Intel, NTT Data und Spiceworks etliche damals noch ziemlich unbekannte Firmen vertreten. Rackspace und die Nasa (mit ihrem Projekt Nebula) stellten zum Start ihre bis dahin entwickelte Cloud-Software Open Source.

Auf dieser Basis kam es sehr schnell, nämlich schon nach vier Monaten, im Oktober 2010 zur Freigabe des ersten Codes. Die ersten Bestandteile waren die Komponenten Nova (der Compute-Kern) und Swift (für Object Storage), wenige Monate kam Glance (Image) hinzu. Damit begann die Serie der halbjährlichen Releases, deren Komponenten den Titel „OpenStack Integrated Product“ trugen. Ab April 2012 (Version „Essex“) zählten dazu auch Horizon (Dashboard) und Keystone (Identity). Sechs Monate später wurden es mit der Version „Folsom“ auch Cinder (Block Storage) und das später in Neutron umbenannte Projekt Quantum (Network).

Damit war der Kern dessen, was heute OpenStack ausmacht, in wenig mehr als zwei Jahren entstanden. 2012 bildete sich eine organisatorische Basis, die OpenStack Foundation mit einem Technical Committee (TC). Dabei ist es nicht geblieben. Zum einen wurden die „integrated“ Module ständig weiterentwickelt. Zum anderen kamen weitere hinzu. So zählen zum letzten OpenStack-Release „Kilo“ auch die Komponenten Heat (Orchestration), Ironic (Bare Metal Service), Trove (Database) und Ceilometer (Metering). Weitere Projekte sind Zaqar (Cloud Messaging), Sahara (Map Reduce), Manila (Shared File System Service), Designate (DNSaaS), Barbican (Security API) und Magnum (Container APIs).

Es war kein gradliniger Weg. 2013 stieg das Gründungsmitglied NASA wieder aus, weil sich zu wenig (!) Praxisrelevantes tue. Ein halbes Jahr später traten eine ganze Reihe von großen Firmen der IT-Branche der Foundation bei und machten OpenStack-Komponenten zur Grundlage ihrer Cloud-Angebote. Gleichzeitig trieben ihre Entwicklungsteams neue Projekte voran. Es wurde für Anwender unübersichtlich, was jetzt zu OpenStack gehört und was nicht.

Auch war es für die Teilprojekte schwierig geworden, vom Technical Committee offiziell als „integrated product“ anerkannt zu werden. So hat Marconi (Queuing) schon drei Inkubations- oder Aufnahmeprozesse durchlaufen, weil sich jedes Mal die Bedingungen änderten. Es gibt ferner konkurrierende Projekte mit überlappenden, aber auch unterschiedlichen Entwicklungsschwerpunkten. Zum „offiziellen“ Ceilometer (Metering) bestehen die Alternativen Stacktach und Monasca, zu TripleO (Deployment) konkurrieren Puppet, Chef, Ansible und Saltstack.

Die Foundation hat nach dem Kilo-Release rabiat eingegriffen. Künftig gehören zum Kern nur noch die „DefCore Projects“. Das sind die traditionsreichsten sechs, nämlich Nova, Swift, Glance, Horizon, Neutron und Keystone. Die mit Kilo hinzugekommenen Produkte Heat, Ironic, Trove und Ceilometer zählen nicht mehr dazu. Diesen – und den anderen – Projekten ist damit allerdings nicht die Anerkennung entzogen. Sie dürfen das OpenStack-Logo führen und gehören künftig zum „Big Tent“.
Sie haben dafür eine Reihe von Bedingungen zu erfüllen. Grundsätzlich müssen sie dazu dienen, OpenStack zu fördern sowie sich den Regeln der Foundation und ihres Technical Committee unterstellen. Ihre Organisation (z.B. Wahl der Teamleiter), ihr Entwicklungsprozess (z.B. Roadmap) und ihr Quellcode müssen jederzeit offen sein. Ihre APIs müssen ein ungehindertes Zusammenwirken mit anderen OpenStack-Lösungen erlauben und vom TC abgesegnet sein.
Dafür erhalten alle Projekte unter dem Dach des Big Tent Rechte, die bisher nur den „integrated products“ zustanden: Zugang zu den Mailing-Listen sowie Unterstützung durch die Teams der Foundation für Infrastruktur, Dokumentation und Release-Management. Allerdings wird von den Projekten verlangt, einen großen Teil der dort anfallenden Arbeiten nach vorgegebenen Regeln selbst zu erfüllen.

Kenntlich sind solche Produkte aus dem Big Tent an so genannten „Tags“, die das TC vergibt. Diese Kennzeichnungen geben Anwendern Informationen über Größe, Alter und Versionsstand des Projekts, über seine APIs und über funktionale Abhängigkeiten („dependencies“) von anderen OpenStack-Produkten. Dieses Tagging ist noch in der Entwicklung und dürfte wohl noch einige Zeit ausgebaut werden. Der OpenStack Foundation scheint bewusst zu sein, dass mit der Neuorganisation die Tags zum zentralen Mittel werden, um Anwendern den Durchblick zu bewahren und Vertrauen in den OpenStack-Ansatz für offene Clouds zu schaffen.

*Ludger Schmitz ist freiberuflicher Journalist in Kelheim.