Quelle: HPE - "HPE Discover 2016"

Quelle: HPE - "HPE Discover 2016"

„The Machine“ soll einmal das Vorbild für Rechner einer neuen Architektur werden. So heißt das Projekt, an dem Entwickler von HPE seit Jahren arbeiten und welches das Unternehmen vor zwei Jahren vorgestellt hat. Die zentrale Rolle dieser Architektur spielen nicht CPUs, die gibt es zwar auch hier, aber ein erheblicher Teil der Rechnerei findet hier in Speichern statt, in Memresistoren. Diese passiven Bauelemente haben einen veränderlichen und nicht-flüchtigen Widerstand, was sich sowohl zum Speichern als auch zum Rechnen nutzen lässt.

Dieses Konzept braucht alles neu, vom Betriebssystem bis zu den Anwendungen. Um auf diesem Gebiet voranzukommen, hat HPE auf der Kundenkonferenz „Discover 2016“ vier Tools zur Entwicklung von Anwendungen als Open Source herausgegeben. Es dürften noch einige Jahre vergehen, bis The Machine – wenn überhaupt – auf den Markt kommt. Aber dieser Schritt zu Open Source ist bemerkenswert, auch wenn die Entwicklungsabteilungen von HP einer der ersten Großanwender von Open Source waren.

Um Missverständnisse zu vermeiden: The Machine ist nicht Open Source. Der jetzige Open-Source-Schritt von HPE belegt also nicht, dass ein Großunternehmen der IT-Branche auf die Unterstützung externer Entwickler setzt. Eher könnte es auf „Rosinenpickerei“ hinauslaufen, indem HPE einmal IT-Spezialisten einstellt, die sich bei der Applikationsentwicklung für The Machine hervorgetan haben.

Bekanntermaßen wird kein Rechnersystem ohne Applikationen erfolgreich. Dass Umgebungen, die nach der klassischen IT-Architektur besonders viel Kapazität im CPU-nahen RAM brauchen, beispielsweise SAP Hana, Big Data oder Analytics, in einer Architektur performanter arbeiten würden, bei der RAM und CPU weitgehend verschmelzen, ändert daran auch nichts.

HPE geht wohl nicht davon aus, dass jene Anbieter, deren Anwendungen sich für eine solche Rechnerarchitektur aufdrängen, mehr als Interesse zeigen und sich früh genug an der Entwicklung beteiligen. Im Gegenschluss sucht HPE innovationsfreudige Kräfte, und die finden sich beispielsweise an den Hochschulen. In solchen Umgebungen ist das Teilen von Erkenntnissen Usus – und entsprechend Open Source quasi Standard.

Das hat das allerdings eine langfristige Folge. Ein wegweisendes IT-Szenario wäre von Open Source besetzt, wieder einmal nach zuletzt Hadoop und Docker. Die Zeit des Nachahmens, siehe Linux (Unix), MySQL (Oracle) oder Open/LibreOffice (MS Office), ist längst vorbei. Open Source ist nicht mehr Imitator, sondern Innovator.

*Ludger Schmitz ist freiberuflicher Journalist in Kelheim