Stellst Du Dich und Dein Unternehmen kurz vor?

Mein Name ist Rupert Röder. Ich arbeite bei uib, seitdem ich vor über 20 Jahren an der Gründung der Firma uib in Mainz beteiligt war. Ursprünglich war mein Schwerpunkt die Client-Software in Delphi, jetzt migriert zur Open-Source-Entwicklungsumgebung Lazarus. Inzwischen ist mein Hauptarbeitsfeld die Entwicklung unseres GUI-Applikation in Java. Außerdem bin ich als Ausbilder tätig.

uib entwickelt und supportet das OpenSource-Clientmanagement-System opsi. Das System ist mittlerweile in den deutschsprachigen Ländern weit verbreitet. Dank einer mitgepflegten Internationalsierung existieren auch große Installationen im Schulsektor in Frankreich und verstreute Verwendungen in anderen Staaten. Eine (unvollständige) Übersicht bietet https://opsi.org/opsi-map/ (die Karte zeigt auch täglich aktualiert die Position dreier Schiffe, die mit ihren opsi-Servern auf den Weltmeeren unterwegs sind). Das Spektrum der Anwender reicht von kleinen Büro- und Home-Installationen bis zu Firmen und Institutionen mit mehreren tausend mit Hilfe von opsi verwalteten Rechnern.

uib ist aus einem universitären Umfeld entstanden und war ein Start-up, bevor der Begriff populär wurde. Unser Ziel war nicht, eine in der Hochschule entwickelte Technik zu vermarkten, sondern eher, eine Kultur der Forschung auch außerhalb des Wissenschaftsbetriebs zu praktizieren. In der Wissenschaft ist es Bedingung der Existenz, dass Wissen geteilt und nicht als Privateigentum gehortet wird: So selbstverständlich, wie wir auf das gesammelte Wissen aus einer langen Tradition wie auch auf die Erkenntnisse der Kolleginnen und Kollegen zurückgreifen, müssen die eigenen Resultate wieder Teil des Fundus werden, aus dem die weitere Forschung lebt. Das ist das Ethos, das sich auch Freie Software auf die Fahnen schreibt. Und wir sind überzeugt, dass das Handeln im Sinne dieses Ethos gerade für eine kleine Firma mit circa zwanzig Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die einzige Möglichkeit ist, die eigene Existenz zu sichern. Daher liegt diese Philosophie auch im Eigeninteresse. Denn das Gegenmodell würde darauf beruhen, dass im Prinzip jede Entwicklung eigenständig wiederholt werden müsste. Ein solches Unterfangen können sich höchstens Großkonzerne leisten. Wobei in Wahrheit auch diese auf die Ergebnisse der universellen freien Wissenschaft zugreifen; und oft auch das in Freier Software offengelegte Wissen verwenden.

Es war für uns von daher von Anfang an selbstverständlich, dass wir für unsere Auftraggeber, natürlich unter Achtung des Schutzes von Daten und innerbehördlichen bzw. -betrieblichen Abläufen, Open-Source-Software entwickelt haben. Nachdem unsere ursprüngliche Auftraggeber gemäß politischer Vorgaben explizit auf Closed Software umsteigen mussten, konnten wir mit den von uns entwickelten Lösungen auf den Markt gehen, um dort für unsere Open-Source-Lösung Pflege-, Support- und Zusatzleistungen anzubieten.

Warum bist du der Meinung, dass Open Source wichtig ist?

Wie ausgeführt: Für eine kleine Firma ist das Arbeiten im Open-Source-Kontext Bedingung der Existenz.

Das transportiert sich in einen größeren wirtschaftspolitischen Kontext in der Weise, dass die Klein- und Mittelbetriebe der Sofwarebranche – deren Bedeutung in den offiziellen Bekundung der Wirtschaftspoltik, in der Region wie in Europa, immer hervorgehoben wird – davon leben, dass der Open-Source-Sektor gepflegt wird. Gerade in ihm findet auch der produktive Austausch zwischen Hochschulen und Wirtschaft statt, in dem regionale Strukturen ihr Stärke ausspielen.

Warum unterstützt ihr das Fokusprojekt „Public Sector“?

Traditioneller Schwerpunkt der Anwendung von opsi sind einerseits Klein- und Mittelbetriebe, andererseits öffentliche Einrichtungen, insbesondere aus dem Wissenschafts- und Schulbereich, sowie öffentliche Verwaltungen.

Dies hat primär eher einen technischen als einen Marketing-Hintergrund: opsi ist einem Kontext entstanden, in dem nicht, wie oft in Großbetrieben üblich, aus Rationalisierungsgründen die Hard- und Software in Intervallen flächendeckend modernisiert wird, um einheitliche, leicht zu verwaltende Umgebungen zu erhalten. Im Gegensatz zu diesem Verfahren werden in öffentlichen Einrichtungen oft – ähnlich auch in Klein- und Mittelbetrieben – immer mal wieder einzelne Rechner mit neuerer Technologie hinzugekauft, während der ältere Rechner für andere Zwecke als bisher weiter verwendet wird. Typischerweise besteht daher eine heterogene Landschaft von Rechnerhardware und oft auch von Software. Deren Pflege wird von opsi durch ein rechnerspezifisch mögliches Konfigurationsmanagement optimal unterstützt.

Der Public Sector bietet daher für opsi ein optimales Einsatzfeld. Das spiegelt sich in einer Vielzahl von Installationen in Behörden, Forschungsreinrichtungen, Universtäten und Schulen wider. Gerade im Bereich der Schulen hat opsi im Zuge der Digitalisierungsoffensive im Bildungsbereich in den letzten Jahren nochmal einen enormen Aufschwung erfahren. Die Zeiten, in denen ein Informatiklehrer das Schulnetz „nebenbei“ mit Turnschuhadministration pflegen soll, sind weitgehend vorüber. Mit opsi wird, nicht zuletzt dank Speziallösungen für schulische Problemstellungen, das Clientmanagement an den Schulen wieder leistbar.

Gerade öffentliche Forschungseinrichtungen schätzen auch sehr den OpenSource-Charakter des Produkts. Hier schließt sich der Kreis, denn opsi gibt Leistungen an die wissenschaftliche Community zurück, der es im Kern entstammt. Und erhält dann wiederum von den Anwendern Impulse zur weiteren Verbesserung der Software.