Sowohl das Linux Professional Institute als auch Red Hat haben ihre Lernziele aktualisiert. Nach einer Übergangszeit ist Linux-Spezialisten eine neue Zertifizierung zu empfehlen. Bei Red Hat ist das fast schon zwingend.
Von Ludger Schmitz

Gerade noch an dieser Stelle darüber berichtet, schon ist wieder vieles anders: Das Linux Professional Institute (LPI) verlangt für drei Zertifikate künftig Wissen in neuen Bereichen. Davon betroffen ist auch das weit verbreitete Basis-Zeugnis LPIC-1 “Junior Level Linux Professional“. Das besteht aus zwei Prüfungen, die beide neue Inhalte haben und künftig, weil es die LPI-Version 4.0 ist, die Bezeichnungen 101-400 und 102-400 tragen. Neuer Prüfungsstoff sind hier unter anderem systemd, LightDM, syslog-ng, rsyslog und weitere Utilities. Im Detail sind die Neuerungen hier aufgeführt, ein Überblick über den gesamten Prüfstoff findet sich hier.Auch zum höchsten Qualifizierungslevel des LPI, dem LPIC-3, gibt es eine neue Version 2 der Prüfung 304. Deren Umfang bezeichnet das Institut sogar als „bedeutsame Änderungen und Restrukturierungen der Lernziele“. Virtualisierung hat dabei mehr Gewicht bekommen; so sind jetzt auch Kenntnisse über libvirt und virsh erforderlich. Ganz neu sind Grundlagen von Cloud Computing als Lerninhalte. Die Themen zum Bereich High Availability sind aktualisiert, und es gibt Fragen zu Konzepten und zur Architektur von Clustern.

Auch das bei Schülern, Auszubildenden und Studenten verbreitete Zertifikat „LPI Linux Essentials“ hat neue Prüfungsinhalte bekommen. Deren neue Rahmenbedingungen tragen die Versionsnummer 1.5. Im Wesentlichen ist auch diese Prüfung anspruchsvoller geworden.

Zu den Prüfungen für alle drei Zertifikate räumt das LPI eine Übergangszeit von sechs Monaten ein. Damit brauchen jene, die sich schon für eine Prüfung gemeldet haben, nicht schnell noch neue Themen lernen. Wer sich in dieser Zeit anmeldet, zum Beispiel auf der CeBIT, sollte aber beachten, welche Prüfung er bestellt.

LPI-Zeugnisse haben im Prinzip unbegrenzte Gültigkeit. Allerdings empfiehlt die Schulungseinrichtung „dringend“ eine Neuzertifizierung nach fünf Jahren. Weil die Zertifikate „CompTIA Linux+“ und „SuSE CLA“ identisch mit LPIC-1 sind, dürften auch diese die Neuerungen umgehend nachvollziehen.

Auch Red Hat meldet eine Änderung bei der Qualifizierung. Hier ist allerdings nur das höchste Zertifikat „Red Hat Certified Architect“ (RHCA) betroffen. Wie bisher ist dafür zunächst das Zeugnis RHCE (Engineer) erforderlich. Zusätzlich hatte man bisher aber eine sehr breite Themenauswahl, die jetzt gestrafft worden ist. Es gibt nur noch drei Ausrichtungen: Datacenter, Cloud und Application Plattform. Alle drei Richtungen haben unverändert eine starke Ausrichtung auf Red-Hat-Produkte.

Das Red-Hat Zertifikat RHCA hat nur eine Gültigkeitsdauer von drei Jahren. Wer es braucht, ist also zu einer Rezertifizierung gezwungen. Außerdem hat Red Hat ein Portal eingeführt, in dem sich zertifizierte Red-Hat-Spezialisten quasi eintragen müssen. Denn dieses Portal können potenzielle Arbeitgeber nutzen, um qualifizierte Fachleute zu finden und um zu verifizieren, ob ein Bewerber die behauptete Qualifikation wirklich mitbringt.

*Ludger Schmitz ist freiberuflicher Journalist in Kelheim.