LibreOffice 5.0

LibreOffice 5.0

Das Open-Source-Projekt LibreOffice hat die Version 5.0 der Bürosuite freigeben. Der Sprung von Version 4.4 markiert die zehnte Hauptversion und wichtige Fortschritte.

Von Ludger Schmitz*

Release 5.0, aber zehnte Hauptversion, das klingt widersprüchlich. Das ist es aber nicht, wie ein Blick auf die Versionsgeschichte von LibreOffice (LO) erklärt. Nach der Abspaltung von OpenOffice, das in den Besitz von Oracle gekommen und dort stiefmütterlich behandelt worden war, erschien im Januar 2011 das erste stabile LibreOffice, die Version 3.3. In ziemlich regelmäßigem Takt von etwa sechs Monaten erschienen seither die so genannten Hauptversionen, nämlich 3.4 bis 3.6, 4.0 bis 4.4 und jetzt 5.0.

Mit den auffallenden Sprüngen markiert das Projekt Schritte, die ihm wichtig erscheinen. In der 3er-Familie galt es, den Code von OpenOffice-Altlasten zu bereinigen. Die 4er-Reihe brachte bessere Performance und flüssigere Bedienung. Die jetzt begonnene 5.x-Reihe soll „die ganze Suite vor allem in ihrer Oberfläche smarter machen“, erklärt Michael Meeks, einer der führenden LibreOffice-Entwickler und Mitglied im Vorstand der Document Foundation, welche dem Projekt den rechtlichen Rahmen gibt.

Der Sprung von 4.4 auf 5.0 erklärt sich vor allem durch zwei wesentliche Fortschritte. Bei der neuen Version ist es zum einen die Möglichkeit, auf mobilen Geräten mit Android oder Ubuntu Touch Texte nicht nur zu betrachten (einen Viewer gibt es seit einigen Monaten), sondern auch zu bearbeiten. Das Editieren auf solchen Devices ist aber noch eingeschränkt. Zum anderen gibt es LibreOffice für 64-Bit-Versionen von Microsoft Windows ab Version Vista und rauf bis Windows 10. Eine vollständige Liste der neuen Funktionen findet sich hier.

Nicht zu sehen ist eine wesentliche Arbeit der LO-Entwickler. Das Office-Paket wurde zum wiederholten Mal mit Coverity Scan analysiert. Insgesamt wurden mehr als 25.000 dabei entdeckte Bugs behoben. Dadurch kommt LibreOffice heute auf einen Wert von weniger als einem Fehler pro 1000 Codezeilen. Üblicherweise gilt alles mit diesem Wert als sehr gut, Schulnote 1.

LibreOffice 5.0 richtet sich gleichwohl ausschließlich an „Early Adopter“. Das Projekt empfiehlt professionellen Anwendern explizit, vorerst weiter 4.4 zu benutzen und auf die Version 5.0.3 zu warten. Die soll im November dieses Jahres erscheinen. Diese Ehrlichkeit ist in der Softwareentwicklung eher selten – sie zeichnet das Projekt seit Anbeginn aus.

Die Subversion x.x.0 hat immer den Titel „Bleeding Edge“ und richtet sich an „Early Adopter“. Es folgen die Sub-Releases x.x.1 („Stable“) und x.x.2 („Very Stable“), letztere ist dann etwas für Privatanwender, die damit kaum bösen Überraschungen erleben dürften. Immer erst die Subversionen ab x.x.3 sind für Unternehmen empfohlen. Spätestens mit Version x.x.4 nimmt bei den Entwicklern bereits die nächste Hauptversion Gestalt an.

Für die nächste Hauptversion sind die Vorgaben bekannt. Die Tabellenkalkulation Calc soll eine neue, schnellere Engine erhalten, VBA-Makros unterstützen sowie sich mit den Open-Source-Datenbanken MariaDB und MySQL verbinden lassen. Darüber hinaus sollen die Layout-Funktion von Writer, Präsentationsmöglichkeiten von Impress und die Kompatibilität mit MS Office verbessert werden.

Solche Pläne sagen sehr viel über die Stabilität und Reife des Projekts LibreOffice aus. Es hat nicht nur eine breite, verlässliche Entwicklermannschaft. Open-Source-Projekten wird gern vorgeworfen, sie seien zu stark unabsehbaren persönlichen Interessen der Contributors unterworfen. Sicher gibt es die auch bei LibreOffice. Aber hier steht erkennbar das große strategische Ziel vor Augen, eine Bürosuite zu entwickeln, die es mit MS Office aufnehmen kann. Chapeau, Leute, ihr macht eine tolle Arbeit im Projekt LibreOffice!

*Ludger Schmitz ist freiberuflicher Journalist in Kelheim.