Foto: Ludger Schmitz, CC-BY 3.0

Foto: Ludger Schmitz, CC-BY 3.0

Zahlreiche Bedenken gegen proprietäre Public Clouds haben OpenStack zum Erfolgsmodell für Private und Hybrid Clouds gemacht. Doch die Wirkung der Alternative reicht viel weiter in die IT-Organisationen. Von Ludger Schmitz*

In dieser letzten Juni-Woche fanden in München „Deutsche OpenStack Tage“ statt. Nach den erfolgreichen Vorgängerveranstaltungen 2015 in Frankfurt und 2016 in Köln kamen in diesem Jahr rund 300 Interessierte. Am ersten Tag gab es eher Business- und strategisch orientierte Vorträge; der zweite richtete sich stärker an ein fachlich interessiertes Publikum. Dabei bot der erste Tag mit Vorträgen von Volkswagen, BMW und Metro mehr als eine Darstellung erfolgreicher OpenStack-Projekte in Großkonzernen.

In wenige Tage werden die Videomitschnitte der Münchener Veranstaltung auf der Website www.openstack-tage.de anzuschauen sein. Business- und strategisch Interessierten seien vor allem folgende Vorträge empfohlen:

  • Holger Urban, Volkswagen: OpenStack im Volkswagen-Konzern (Keynote),
  • Andreas Poeschl, BMW: Erfahrungen aus zwei Jahren OpenStack-Betrieb im Enterprise-Umfeld,
  • Thomas Lunkwitz, Metro Systems: Metro.Cloud Infrastructure – OpenStack und Anverwandte,
  • Kurt Garloff, T-Systems: Quo vadis OpenStack?
  • Heidi Bretz, OpenStack Foundation: The Future of OpenStack: User Survey Trends & Insights.

Aufschlussreich sind vor allem die Anwenderberichte von Volkswagen, BMW und Metro. Alle Projekte haben klein begonnen und arbeiten auch heute noch mit sehr geringen personellen Ressourcen. Aber sie sind auf dem Weg, die IT ihrer Unternehmen weitgehend umzustellen. Die Motive lagen immer in der Beschleunigung der Applikationsentwicklung per Cloud, ohne in der Public Cloud einen Vendor Lock-in zu riskieren. Sehr früh war klar, dass Public Cloud teuer werden kann („Exit-Kosten“), während Hybrid Cloud, die Mischung aus Public und Private Cloud, bei richtigem Einsatz die günstigere Wahl ist.

Den Anfang machten jeweils eine Hand voll oder weniger Interessierte, denen es vor allem um Offenheit der Cloud ging. Hierbei spielten Erfahrungen aus der Open-Source-Welt schon eine Rolle, ohne aber bereits unbedingt Vorgaben zu diktieren. Die Maxime Offenheit führte zu OpenStack, und das wurde „mal probiert“. Schon die ersten Schrittversuche waren meistens erfolgreich, auch wenn alle drei Anwender OpenStack als komplex bezeichnen.

Inzwischen sind bei Volkswagen, BMW und Metro die Projekte etabliert, arbeiten mit großem Volumen und werden ständig ausgeweitet, auch auf Tochtergesellschaften im Ausland. Im Kern geht es noch um OpenStack als Basis für neue Applikationen die sich wiederum auf neue Endanwender und neue Märkte richten. „Wir sind auf OpenStack“ ist in den IT-Abteilungen synonym für Fortschrittlichkeit geworden.

Noch geht es nicht darum, die Legacy-IT abzulösen. Allerdings ist inzwischen in allen drei Unternehmen nicht nur OpenStack IT-strategisch undiskutiert und gesetzt. Vielmehr bestehen jetzt die strategischen Ziele auch darin, möglichst bald und weitgehend die IT auf Open Source umzustellen. Das ist für Entwickler und Administratoren in den Firmen nicht die sonderlich überraschende Ausrichtung. Aber für die IT-Ausrichtung dieser Konzerne, die in großem Umfang proprietäre Software einsetzen, ist es ein bedeutender Einschnitt. Die Praxiserfahrungen mit OpenStack haben die Tür für die IT-Zukunft geöffnet: Open Source.

*Ludger Schmitz ist freiberuflicher Journalist in Kelheim.