Die Stimmung im Lande ist gekippt. Wie sehr zeigte sich in dieser Woche auf der IT-Sicherheitsmesse „it-sa“ in Nürnberg. Als Edward Snowden per Videoschalte seine Keynote-Rede hielt, wurden seine Aussagen mehrmals durch donnernden Applaus unterbrochen. Das Thema IT-Sicherheit wird bedeutender, seit der Whistleblower aufgezeigt hat, wie umfassend amerikanische und europäische Geheimdienste versuchen, private Sphäre und geschäftliche Geheimnisse auszuspähen. Selbst die schlimmsten Szenarien erscheinen denkbar.

Das Unternehmen Facebook hat erklärt, dass EuGH-Urteil sei ihm herzlich schnuppe. Das mag als arrogant aufstoßen, vermutlich aber könnte es richtig sein, dass US-Unternehmen im Kleingedruckten ihrer Verträge besser vorgebeugt haben als nur durch den Bezug auf Safe Harbour. Aber das Verkaufsargument Safe Harbour, mit dem sich mehr als 5000 Unternehmen für ihre Datenübertragung in die USA abgesichert haben, ist jetzt entfallen. Prompt sieht das „Wall Street Journal“ bereits „Milliarden Dollar“ auf dem Spiel.

Diese Befürchtung dürfte durchaus berechtigt sein. Denn es ist klar, dass europäische Anwender, insbesondere Unternehmen, nun noch genauer darauf achten werden, ob ihre Daten in die USA oder in andere Länder fließen, die es mit dem Datenschutz nicht so genau nehmen. Es geht also nicht nur um die Werbeumsätze der Social-Media-Plattformen, sondern auch um Cloud Computing.

Die große Reserviertheit der Europäer gegenüber Public Clouds wird noch zunehmen, sehr zum Leidwesen der Amazons, Googles und Microsofts dieser Welt. Dabei werden die ökonomischen Vorteile von Cloud Computing nicht in Frage gestellt. Bestärkt werden nunmehr allerdings alle, die Private Clouds für die bessere Lösung halten. Doch das ist nur ein Aspekt.

Was mit den gängigen Angeboten für Public Clouds nur schwerlich zu realisieren ist, gilt für Public Clouds an erster Stelle: Offenheit. Nur offene Systeme, genauer: Open Source, machen es möglich, eigene Cloud-Lösungen schrittweise so aufzubauen, dass sie sich nicht nur leicht mit bestehenden In-house-Systemen verbinden, sondern auch später für heute noch nicht absehbare Ziele ausbauen lassen.

Ein glücklicher Umstand erleichtert inzwischen die Herangehensweise. Es gibt mit OpenStack ein mächtiges Konstrukt, das die Grundlagen für Private Clouds by Open Source bildet. Allerdings muss man bei OpenStack schon genau hinschauen. Denn man kann bei OpenStack-Anbietern an die Nutzung bestimmter Hardware oder an Infrastruktur-Software und sehr teure Supportverträge gebunden werden. Auch hier sind Abhängigkeiten möglich, die proprietären Zwängen nicht unähnlich sind.

*Ludger Schmitz ist freiberuflicher Journalist in München.