Bei der offiziellen Präsentation von Windows 10 hat Microsoft einige Erklärungen abgegeben, welche die Freunde von Open-Source-Software als Bestätigung interpretieren dürfen.

Von Ludger Schmitz*Natürlich interessiert Windows 10. Wie sieht es aus, wie fühlt es sich an? Und vor allem: Hat es nach dem schlappen Windows 8 das Zeug, zum weit verbreiteten Nachfolger von XP und Windows 7 zu werden? Damit ist das Interesse gelenkt – und abgelenkt. Wer mag schon die Jubeltexte von Microsoft genauer unter die Lupe nehmen? Nur ein akribischer Textfresser macht sich die Mühe. Der Blogger Glyn Moody ist so einer und hat dabei „Amüsantes“ entdeckt.So hat Microsoft in der Pressemeldung zur Präsentation von Windows 10 am 21. Januar erklärt, mit dieser „new generation“ beginne „a new era of more personal computing“. Grund: „A free upgrade for Windows 10 will be made available to customers running Windows 7, Windows 8.1 and Windows Phone 8.1, who upgrade in the first year.“ Kommentar von Moody: „For users of open source, the idea that you have to pay to keep your code up-to-date is, of course, absurd. And it’s a sign of the continuing downward pressure that free software is exerting on Microsoft’s prices that the company has brought this in.“

In einem Windows-Blog hat Microsoft ausgeführt, Windows 10 sei „the largest-ever open collaborative development effort“ des Unternehmens. Schließlich hatten sich 1,7 Millionen Menschen sich Previews des Betriebssystems über „Windows Insider“ heruntergeladen und mehr als 800.000 Stellungnahmen abgegeben.

Na toll, merkt Moody an, offener Entwicklungsprozess ist ein Vorteil, den die Open-Source-Welt seit mehreren Dekaden kennt und propagiert. Jetzt stellt auch Microsoft fest, dass Top-down-Entwicklung der falsche Ansatz ist. „Microsoft’s failure in markets outside the desktop shows that its guesses about what users really wanted have been consistently wrong…“ Die neue Erklärung von Microsoft sei Bestätigung, das „open development“ funktioniert.

Bis zu diesem Punkt hat Moodys Analyse der Microsoft-Veröffentlichungen noch humoristische Züge. Dann aber platzt ihm der Kragen über diese Microsoft-Behauptung: „Windows 10 supports the broadest device family ever – from PCs, tablets and 2-in-1s to phones to Xbox and the Internet of Things.“ Falsch, Linux gehöre die Auszeichnung, das auf die größte Anzahl von Geräten portierte Betriebssystem zu sein. Und im Übrigen wohl auch für das Internet of Things – und nicht irgendetwas von Microsoft, denn: „It’s much harder to port closed source code to such a large collection – not just technically, but also in terms of sorting out licensing and permissions.“

Und überhaupt, wieso rede Microsoft  von einer „new era of more personal computing“ und schwadroniere: „we know that people care deeply about privacy – and so we do“ oder „we do put you in control“? Seit Edward Snowden wisse man schließlich, dass Microsoft mit Absicht Bugs erst verzögert behebe, sondern erst Regierungsstellen informiere, damit diese die Systemlücken zur Spionage und Überwachung ausnutzen können.

Moodys Verdict über Microsoft muss hier nicht mehr berichtet werden. Elmar Geese, langjähriger Vorsitzender des Linux Verbands LIVE hat schon vor fast drei Jahren empfohlen: „Wir brauchen Microsoft nur noch zu dissen, wenn wir mal Spaß haben wollen.“

*Ludger Schmitz ist freiberuflicher Journalist in Kelheim.